1. Kurzinformation
Lage: 46 12 nördliche Breite, 24 48 östliche Länge
350-429 Meter über dem Meeresspiegel, im Hochland von Siebenbürgen
Alter: Urkundlich erstmals erwähnt im Jahre 1280
Klima: Gemäßigt kontinental

Schäßburg wurde durch deutsche Einwanderer in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gegründet. Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung stammt aus 1280 als "Castrum Sex". 1298 gibt es die Bezeichnung "Schespurch". 1337 erfolgte die erste Nennung des Schäßburger Stuhls (Seguzwar). 1367 wird Schäßburg erstmals als Stadt (civitas) erwähnt.
Die Anlage der Burg erfolgte auf dem freistehenden, südlich der Kokel gelegenen 850 m langen Bergrücken, der aus dem breiteren, 30 m über der Talsohle (350 m) gelegenen Burgberg (untere Terrasse) und dem 49 m höher gelegenen Schulberg (obere Terrasse, 429 m) besteht. Auf dem Burgberg entwickelte sich die Burgsiedlung um die erste Kirche, die nordwestlich vom heutigen Stadtpfarrhof gegen Ende des 13. Jahrhunderts errichtet wurde. Neben dieser Kirche stand auch die älteste Schule von Schäßburg (urkundlich erwähnt 1522). Um 1350 wurde mit dem Bau der heute noch großteils vorhandenen, 930 m langen Ringmauer in Ovalform um den Burgberg und den Schulberg begonnen.
Die ursprünglich etwa vier Meter hohe Mauer wurde im 15. Jahrhundert um weitere drei bis vier Meter erhöht. Die vierzehn Türme und vier Basteien wurden weiter ausgebaut. Die erhöhte Ringmauer wurde mit Wehrgängen und Schießscharten ausgerüstet. Die Wehrtürme wurden mit Schießscharten und Pechnasen versehen (16. und 17. Jahrhundert). Von ursprünglich vierzehn Türmen, die jeweils einer Zunft gehörten, stehen heute noch neun. Neben der Bergkirche (5) steht der Seilerturm (7). Heute wohnt darin der Friedhofsgärtner. An der Nordostseite der Burg befinden sich der Fleischer- (8), der Kürschner- (9) und der Schneiderturm (11). Letzterer befindet sich beim "hinteren Tor" und hat zwei Durchfahrten. An der Nordostecke steht der Schusterturm (12) und an der Südostseite der Schmiede- (17), der Stund- (1), der Lederer- (2) und der Zinngießerturm (3). Der gewaltigste und größte von diesen Türmen ist der Stundturm. Abgetragen wurden im vorigen Jahrhundert Goldschmiede- (6), Weber- (10), Schlosser- (13), Faßbinder- (16) und Barbierturm sowie das eigentliche Hintere Tor. Der Goldschmiedeturm wurde 1809 durch Blitzschlag zerstört. 1863 wurde auf seinem Fundament die Turnhalle des deutschen Lyzeums errichtet. 1935/36 wurde diese zur Friedhofskapelle (Totenhalle) umgebaut. Dem Bau des Komitatsgebäudes (1886/88), in dem sich heute das Rathaus befindet, mußten an der Südostseite der Burg das Dominikanerkloster (15), der Böttcherturm (16) und das Franziskanerkloster (14) weichen. An der Stelle der Franziskanerkirche (14) und des Schlosserturms (13) wurde 1894 die katholische Kirche gebaut. Von den Basteien (Schanzen) sind noch jene beim Zinngießerturm (3), die neunseitige beim Fleischerturm (8) und teilweise die Obere Schanze beim ehemaligen Goldschmiedeturm (6) vorhanden. Zwischen Gerber- (2) und Zinngiesserturm (3) ist noch ein gut erhaltener Wehrgang zu sehen. Mittelpunkt der alten Burg (Oberstadt) war der Burgplatz (I), der sich zum Schulberg in der breiten Schulgasse (V) fortsetzt. Den Burgplatz verband die Turmgasse mit dem Stundturm (1), unter dem sich der Haupteingang in die Burg befindet. Der zweite Zugang zur Burg verlief an der Nordwestseite durch das Hintere Tor und den mit zwei Durchfahrten versehenen Schneiderturm.
Die hohe Anzahl der Burgbewohner erforderte zu Beginn des 15. Jahrhunderts den Umbau der Bergkirche (1429-1483) (5). 1607 wurde auf dem Schulberg eine größere Schule und 1619 die "Neue Schule" gebaut. 1642 erfolgte der Bau der gedeckten "Schülertreppe" (20) mit zunächst 300 Stufen. 1842 erhielt diese ihr heutiges Aussehen mit nur 175 Stufen. 1792/99 erfolgte der Bau des alten Gymnasiums. 1901 wurde das heutige, um ein Stockwerk erhöhte Gymnasium (Bischof-Teutsch-Gymnasium, heute Joseph-Haltrich-Gymnasium) errichtet. 1544 fand in Schäßburg die Reformation statt. Bald danach wurde die günstiger gelegene Klosterkirche (18), neben dem Stundturm (1), die Stadtpfarrkirche. Als Ende des 16. Jahrhunderts innerhalb der Burg kein Raum für weiteren Hausbau mehr frei war, entstand außerhalb der Ringmauern an der Süd- und Südostseite der Burg die Unterstadt, die sich um den späteren Marktplatz entwikkelte. Die Zufahrten zum Marktplatz wurden durch neun Türme und Tore abgeriegelt. Ein eigenes kleines Bollwerk bildete schon um 1500 das ummauerte Hospital mit Spitalskirche und Schule.
Wirtschaftsleben und Wohlstand der Bürger wurden von Handwerk, Landwirtschaft, Handel und Gewerbe bestimmt. 1376 wurden 19 Zünften gegründet, denen 25 Gewerbe angehörten. Jede Zunft mußte ihren Wehrturm instandhalten und verteidigen. 1884 wurden die Zünfte aufgelöst, da sie durch vermehrte Konkurrenz ihre Bedeutung verloren.
Wiederholte Überfälle von feindlichen Heeren, Katastrophen wie Überschwemmungen, Großbrände, Pestepidemien haben das Anwachsen der Einwohnerzahl der Stadt zeitweilig stark beeinträchtigt. 1603 starben 2000 Einwohner an der Pest. 1709 waren es sogar 4000. Besonders große Opfer haben die langjährige Türkenherrschaft (1428-1687) sowie die Kurutzeneinfälle (1704) gefordert.